Untersuchende Betrachtung der Weinrebe aus dem Botanischen Garten des CID Institutes
zwecks Bestimmung der Ernteertragsmenge, des Fruchtzuckergehaltes
und der Sortenbestimmenden Pflanzencharakteristika
zwecks Bestimmung der Ernteertragsmenge, des Fruchtzuckergehaltes
und der Sortenbestimmenden Pflanzencharakteristika
Am Samstag, 16. Oktober erfolgte die Ernte der Weintrauben der beiden Rebstöcke im Botanischen Garten des CID Institutes Weilmünster nachdem seit der Nacht vom Montag 11. auf Dienstag 12. Oktober die ersten Nachtfröste des Winters 2015 / 2016 mit angegebenen Temperaturminima von bis 4 Grad Celsius unter Null registriert worden waren. Die gesamte Erntemenge ergab einen voll gefüllten 10 Liter Behälter wobei schätzungsweise 20 % der Trauben der Reben bis zu diesem Moment bereits von Vögeln eingetragen worden waren. Die exakten Mengen-Daten werden hier nachgetragen.
Weinernte im Botanischen Garten des CID Institutes am 16. Oktober 2015 durch Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereines Weilburg und den CID Institutsleiter.
Zur Bestimmung der Rebsorte wurden Blattproben genommen, die Blattcharakteristika systematisch festgehalten und dokumentiert. Die Rebsorten-Bestimmung erfolgt auf Grundlage folgender Pflanzencharakteristika:
Die registrierte Blatteigenschaften sind im Folgenden zusammengestellt und dokumentiert. Unmittelbar fällt dabei auf, daß die Grund-Blattform der Rebenblätter sehr variabel ist. Es wurden sowohl stark 3-lappig bis schwach 5-lappig ausgebildete Blätter registriert als auch vollständig ungelappte. Dies gilt sowohl für die jüngsten, kleinsten Blätter als auch für mittlere und größte Einzelblätter. Ähnliches gilt für die Variabilität der Stielbuchten der Blätter, die von schmal V-förmig über U-förmig bis weit Sinus-förmig ausgebildet sein können.Einheitlicher verhält sich die Blattrandzähnung mit überzählig winklig-gesägten Blattbuchten, wobei jedoch auch gerundete Blattrandbuchten auftreten. Die Behaarung der Blattunterseite ist mit dem bloßen Auge kaum, mittels Vergrößerungsglas bei seitlicher Betrachtung des Blattes jedoch deutlich erkennbar. Dabei sind die Haupt-Blattnerven durchgehend dünn-borstig behaart, die Blattoberfläche und die Feinrippen jedoch kaum sichtbar, schütter dünn-flaumig bedeckt, wie im Folgenden auf den Abbildungen dargestellt wird.
- Form, Behaarung und Färbung der Triebspitzen
- Grundriss, Form und Lappung des Blattes, Form der Blattrandzähnung und -einbuchtung, Ausformung der Stielbucht, Beschaffenheit der Blattoberfläche, Blattfarbe und Blattunterseiten-Behaarung.
- Form, Größe und Packungsdichte der Trauben sowie Form, Farbe und Durchmesser der Beeren.
Die registrierte Blatteigenschaften sind im Folgenden zusammengestellt und dokumentiert. Unmittelbar fällt dabei auf, daß die Grund-Blattform der Rebenblätter sehr variabel ist. Es wurden sowohl stark 3-lappig bis schwach 5-lappig ausgebildete Blätter registriert als auch vollständig ungelappte. Dies gilt sowohl für die jüngsten, kleinsten Blätter als auch für mittlere und größte Einzelblätter. Ähnliches gilt für die Variabilität der Stielbuchten der Blätter, die von schmal V-förmig über U-förmig bis weit Sinus-förmig ausgebildet sein können.Einheitlicher verhält sich die Blattrandzähnung mit überzählig winklig-gesägten Blattbuchten, wobei jedoch auch gerundete Blattrandbuchten auftreten. Die Behaarung der Blattunterseite ist mit dem bloßen Auge kaum, mittels Vergrößerungsglas bei seitlicher Betrachtung des Blattes jedoch deutlich erkennbar. Dabei sind die Haupt-Blattnerven durchgehend dünn-borstig behaart, die Blattoberfläche und die Feinrippen jedoch kaum sichtbar, schütter dünn-flaumig bedeckt, wie im Folgenden auf den Abbildungen dargestellt wird.
Blattform-Variabilität bei deutlich 3-lappig bis ansatzweise 5-lappig ausgebildeten Blättern
Blattform-Variabilität bei gerundeten bzw. nicht deutlich sichtbar gelappten Blättern
Hier sei erneut betont, daß es sich bei den hier gezeigten Blättern um alle Blatt-Altersklassen und Blattgrößen der beiden Rebstöcke am 16.10.2015 handelt.
Blattform Variabilität der jüngsten / kleinsten Weinblätter
Blattform Variabilität der mittelgroßen Weinblätter
Blattform Variabilität der mittelgroßen Weinblätter
Variabilität der Ausformung der Stielbucht bei nicht gelappten Blättern
Borsten-Behaarung der Zentralnerven der Blattunterseite
Borsten-Behaarung der Zentralnerven der Blattunterseite
Bei Seitenansicht und Vergrößerung schwach erkennbare, schüttere Flaum-Behaarung der Blattunterseite
Bei Seitenansicht und Vergrößerung schwach erkennbare, schüttere Flaum-Behaarung der Blattunterseite
Beginnende Herbstblatt-Färbung
16.10.2015
Sorten-Bestimmung der Weinrebe
im Sommer 2018
16.10.2015
Sorten-Bestimmung der Weinrebe
im Sommer 2018
Nach den vorläufigen Einschätzungen bezüglich der Rebsorte der beiden Weinstöcke aus dem Botanischen Garten des CID Institutes durch den Obst- und Gartenbauverein Weilburg liegt nun eine exakte Sortenbestimmung vor, welche auf Vermittlung des Botanischen Gartens Frankfurt dem CID Institut dankenswerterweise von der Rebenpatenschaft im Südpfalzweinberg am 8. August 2018 zugeleitet wurde.
Danach handelt es sich nach Sorten-Analyse durch den Geobotaniker, Pflanzensystematiker, Genetiker und Ethnologen Dr. Andreas Jung bei den Rebstöcken nicht um eine alte historische Sorte (Burgunder, Riesling, Chardonnay, ...) wie ursprünglich vermutet wurde, sondern um eine Neuzüchtung aus dem späten 19ten oder frühen 20igsten Jahrhundert, wahrscheinlich um die Sorte AMBROR = SEIBEL 10.173 des Züchters Albert Seibel aus dem Departement Ardeche in Südfrankreich.
Albert Seibel hatte dort im Jahre 1886 mit dem Züchten von Weinsorten begonnen indem er die Unterlage JÄGER 70 mit VINIFERA kreuzte. Aus der Kreuzung entstanden insgesamt 16.000 Sämlinge die wiederum ca. 500 mehr oder weniger pilzfeste Hybridsorten hervorbrachten, welche auch von anderen Züchter weiterverwendet wurden. Laut Pierre Galet waren im Jahre 1920 insgesamt 1.086 von Seibel erzeugte Sorten im Umlauf, die nur nach Preis, Beerenfarbe und Reifezeitpunkt aber ohne eigenen Rebsorten-Namen weiterverbreitet wurden. Meistens wurden die Seibel-Sorten an der Loire gepflanzt.
Bei weitem nicht alle Sorten des Züchters Seibel sind bekannt bzw. beschrieben und die meisten der Registrierten sind nur mittels Zuchtnummern identifizierbar. So verbleibt für die exakte Zuordnung somit eine gewisse Unsicherheit, doch weist die Rebe aus dem Botanischen Garten des CID Institutes eine ähnliche Ausformung der Stielbucht auf wie die Sorte Ambror.
Die Sorte Ambror ist bereits eine Multi-Hybride aus verschiedenen Wildarten (Labrusca, Riparia, Rupestris, Aestivalis, Cinerea, Berlanderi x Vinifera) was letztlich bedeutet, das man den Stammbaum, nicht kennt. Da Seibel vielfach Geschwistersorten aus Sämlingen von wenigen, teils selbst hybriden Kreuzungseltern anzog, sehen sich die Geschwistersorten meist sehr ähnlich. Somit ist also bisher nur exakt feststellbar, dass es sich bei der Sorte um eine Hybride handelt, welche in den Sortimenten der staatlichen Rebenzüchter aus Deutschland und Frankreich aber auch vorhanden sein sollte. Eine exakte Genomanalyse könnte aber vom Julius Kühn Institut erstellt werden, welches kürzlich Bestände einer grossen, in Spanien existierenden Seibel-Sorten-Sammlung an das Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof geholt hat.
Eine interessante Zusatzinformation besteht in der Tatsache, dass ab 1929 unter der Nazi-Herrschaft die Hybriden-Züchtung als "Bastard-Sorten" verboten wurden, obwohl merkwürdigerweise die Deutsche-Reichs-Rebenzüchtung selbst Hybrid-Sorten (Siegfried, Aris) erzeugte. In diesem Zusammenhang könnte auch die Überlieferung begründet sein, die im Weiltal überdauernde Rebsorte sei zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts an ihren kommerziellen Anbauorten vollständig ausgerottet worden und daher eine Relikt des historischen Weinbaues.
Soweit der aktuelle Stand der Rebsortenbestimmung im Herbst 2018.
Danach handelt es sich nach Sorten-Analyse durch den Geobotaniker, Pflanzensystematiker, Genetiker und Ethnologen Dr. Andreas Jung bei den Rebstöcken nicht um eine alte historische Sorte (Burgunder, Riesling, Chardonnay, ...) wie ursprünglich vermutet wurde, sondern um eine Neuzüchtung aus dem späten 19ten oder frühen 20igsten Jahrhundert, wahrscheinlich um die Sorte AMBROR = SEIBEL 10.173 des Züchters Albert Seibel aus dem Departement Ardeche in Südfrankreich.
Albert Seibel hatte dort im Jahre 1886 mit dem Züchten von Weinsorten begonnen indem er die Unterlage JÄGER 70 mit VINIFERA kreuzte. Aus der Kreuzung entstanden insgesamt 16.000 Sämlinge die wiederum ca. 500 mehr oder weniger pilzfeste Hybridsorten hervorbrachten, welche auch von anderen Züchter weiterverwendet wurden. Laut Pierre Galet waren im Jahre 1920 insgesamt 1.086 von Seibel erzeugte Sorten im Umlauf, die nur nach Preis, Beerenfarbe und Reifezeitpunkt aber ohne eigenen Rebsorten-Namen weiterverbreitet wurden. Meistens wurden die Seibel-Sorten an der Loire gepflanzt.
Bei weitem nicht alle Sorten des Züchters Seibel sind bekannt bzw. beschrieben und die meisten der Registrierten sind nur mittels Zuchtnummern identifizierbar. So verbleibt für die exakte Zuordnung somit eine gewisse Unsicherheit, doch weist die Rebe aus dem Botanischen Garten des CID Institutes eine ähnliche Ausformung der Stielbucht auf wie die Sorte Ambror.
Die Sorte Ambror ist bereits eine Multi-Hybride aus verschiedenen Wildarten (Labrusca, Riparia, Rupestris, Aestivalis, Cinerea, Berlanderi x Vinifera) was letztlich bedeutet, das man den Stammbaum, nicht kennt. Da Seibel vielfach Geschwistersorten aus Sämlingen von wenigen, teils selbst hybriden Kreuzungseltern anzog, sehen sich die Geschwistersorten meist sehr ähnlich. Somit ist also bisher nur exakt feststellbar, dass es sich bei der Sorte um eine Hybride handelt, welche in den Sortimenten der staatlichen Rebenzüchter aus Deutschland und Frankreich aber auch vorhanden sein sollte. Eine exakte Genomanalyse könnte aber vom Julius Kühn Institut erstellt werden, welches kürzlich Bestände einer grossen, in Spanien existierenden Seibel-Sorten-Sammlung an das Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof geholt hat.
Eine interessante Zusatzinformation besteht in der Tatsache, dass ab 1929 unter der Nazi-Herrschaft die Hybriden-Züchtung als "Bastard-Sorten" verboten wurden, obwohl merkwürdigerweise die Deutsche-Reichs-Rebenzüchtung selbst Hybrid-Sorten (Siegfried, Aris) erzeugte. In diesem Zusammenhang könnte auch die Überlieferung begründet sein, die im Weiltal überdauernde Rebsorte sei zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts an ihren kommerziellen Anbauorten vollständig ausgerottet worden und daher eine Relikt des historischen Weinbaues.
Soweit der aktuelle Stand der Rebsortenbestimmung im Herbst 2018.
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