Donnerstag, 11. Oktober 2018

Die Weinpflanzanlage im Jahre 2021

Nach der vielversprechenden Entwicklung der Gartenbauprojektaktivitäten im Botanischen Garten des CID Institutes im Jahre 2018, die in den Folgejahren eigentlich präsentable Erfolge erwarten liessen bzw. in Aussicht stellten, zwangen strukturelle Änderungen im Institutsbetrieb auch das Gartenmanagement während des Zeitraumes 2019 bis 2021 zu einer Reorganisation. Die dazu notwendige Prioritätensetzung führte leider auch zu einer vorübergehenden Vernachlässigung der Pflege Weinbauanlage, so dass die insgesamt 20 jungen Rebstöcke zuerst durch die klimabedingten, niederschlagsarmen Trockenperioden der Jahre 2019 und 2020 monatelang an Wassermangel litten und in ihrer Entwicklung gebremst und teilweise sogar zurückgeworfen wurden. 

Desweiteren erwies sich die Positionierung der 20 Rebstöcke ausserhalb des eigentlichen Institutsgartens am Rande einer 2 mal pro Jahr gemähten Wiesenfläche der dem Institut benachbarten Gärtnerei, deren Besitzerin dem CID Institut freundlicherweise die Erlaubnis erteilt hatte, einen  Streifen des Grünlandes für die Anpflanzung der Rebstöcke zu nutzen um dort experimentell zu untersuchen, ob wild wuchernder Wein höhere Erträge bringt als in konventionallen Weinberganlagen angepflanzter und jährlich zurückgestutzter Agrarwein, insofern als Nachteil, weil durch das permanente Einwuchern des auf der Grünfläche angebauten Grases ein hoher Arbeitsaufwand für das mehrmalige Freihalten der Rebstöcke von hohem Grasaufwuchs pro Jahr entsteht.

Trockenheit, Fremdpflanzenüberwucherung und kollaterale Beschädigungen einiger Rebstöcke zwangen so im Jahr 2021 zum Ersatz von insgesamt 5 Rebstöcken und zum aufwendigen Ausgraben des gesamten Graswurzelgeflechtes in der unmittelbaren Umgebung der Pflanzung. Etwa 5 weitere Reben sind in ihrem Wuchs durch die Einwirkung von Trockenheit und anderen limitierenden Faktoren soweit zurückgeworfen, dass entweder ein Ersatz auch dieser Pflanzen durch neue Reben mit stärkerer initialer Wuchskraft sinnvoll erscheinen würde, oder aber in Kauf genommen werden müsste, dass die Rebstöcke mit Wuchsdefizit mehrere weitere Jahre des Anwachsens benötigen um dann später noch das Stadium zu erwartenden Fruchtansatzes zu erreichen.


Zustand der Wein-Pflanzanlage am 6.11.2021





Die so technisch etwas verbesserten Standortbedingungen und die tendenzielle Erholung der Bodenwassersituation nach den ergiebigeren Regenfällen im Jahre 2021 und im Winter 2021/22 lassen also für 2022 erwarten, dass die Weinpflänzchen nun etwas besser in ihrer weiteren Entwicklung vorankommen als im Zeitraum seit ihrer Anpflanzung, wobei derzeit die 10 jüngeren, im Juli 2018 gesetzten Reben deutlich besser entwickelt sind als die älteren, im August 2017 gepflanzten Rebstöcke. Dies könnte auch dadurch begründet sein, dass die Bodenverhältnisse im ersten, westlichen Pflanzabschnitt deutlich ungüstiger sind als im Sektor der jüngeren Pflanzung aus 2018, was sich auch an dem äusserst mageren Wuchszustand der Begleitflora im ersten Pflanzsektor ablesen lässt.


Auch die Weintrauben-Ernte an den beiden Mutter-Stöcken im Botanischen Garten, die noch 2018 einen so erstaunlichen Ertrag brachten, fiel seither vollständig aus. Dies mag wohl den Grund haben, dass im Oktober 2019 Unbekannte Gartenfremde verfrüht die Traubenernte "einfuhren" und zwar zu 100 % in einer Woche der Abwesenheit vom Institutsstandort und 2020 und 2021 der Traubenertrag dann deutlich niedriger war, wohl Trockenheits-bedingt und die Gartenvögel früher als in anderen Jahren mit dem Ernten der Trauben begonnen hatten.


Im Dezember 2021, also 3 Jahre nachdem der Gär-Ansatz der 2018 geernteten Weintrauben nach der georgischen Qvevri-Methode in 2 grossen Glasballons eingefüllt worden war, wurden die so im Rahmen des ersten Instituts-Praktikums zubereiteten Wein-Ansätze dekantiert, gefiltert und in Flaschen umgefüllt. 11 Flaschen des nach der Imeretianischen-Qvevri-Methode hergestellten Wein-Ansatzes werden zur Begutachtung derer weiteren Entwicklung aufbewahrt, während der Ansatz nach der Kakhetianischen-Qvevri-Methode, der nur 5 Flaschen erbrachte, wegen einer unerklärlichen Entwicklung des Gärvorganges als vermutlich ungeniessbarer Verlust betrachtet werden muss. 



Nach der Qvevri-Methode hergestellter "Wein-Ansatz" der Ernte 2018





Trotzdem brachte das insgesamt in den Jahren 2019 bis 2021 weitestgehend "ruhende" Weinprojekt des Botanischen Gartens des CID Institutes aber doch zumindestens ein kollaterales Ergebnis, das Anlass für eine der zuletzt eher seltenen Publikationen der Schriftenreihen des Botanischen Gartens wurde. In einem Set von Flaschen, in welchem ein Teil der 2018er Ernte einem traditionellen Gärvorgang folgte, bildete sich eine grosse Zahl ungewöhnlich grosser und interessant strukturierter "Wein-Mütter", deren Genese anhand historischer Literatur untersucht und beschrieben und deren Körperformen in einem illustrierten Artikel ausführlichst abgebildet wurden :


Symbiose von Hefepilzen oder selbständiges Lebewesen ?

Die eindrucksvollen Körperformen der Wein-Mütter

Dipl. Biol. Peter Zanger 23.12.2021

Mitteilungen des Botanischen Gartens des CID Institutes






Fazit des Projektstandes : Der Wein hat überlebt und hat alle Attacken überlebt, was von Vorneherein und unter Erinnerung an andere Projekte des CID Institutes an den Grenzen seines Standortes, insbesondere den Aufbau des Mosaikgartens (*22. Juli 2007 + 9. Juli 2010), gar nicht zu erwarten gewesen ist. Der Pflanzung ist somit in den ersten Jahren ihrer Existenz ein gewisser Wert als Bioindikator zuzuschreiben, in der Hinsicht, dass die 20 Weinreben für etwas stehen, dass "man" überleben lässt, ohne dass das CID Institut auf den ersten Blick hin erkennen würde, warum. Einen bisher unerkannten Wert für die Region muss das Institut mit seiner Aktivität also verkörpern.

Jüngste Bauaktivitäten in der Nähe des Wilden Weinberges, bei welchen die bisher dort existierende natürliche Umgebung weitestgehend beseitigt wurde um eine Spielwiese für die zukünftige Besatzung einer Kindertagesstätte im ehemaligen Schulhaus zu schaffen, hatten Anfang 2022 zuerst Besorgnis ausgelöst, auch der Bestand der Weinpflanzung sei gefährdet. Dabei hatte das CID Institut im Zusammenhang mit seiner Planung für den Aufbau einer Internationalen Frauenkochschule bereits 2018/19 Schulen und Kindertagesstätten in Weilmünster angesprochen und auch Exkursionen in den im Aufbau befindlichen Botanischen Institutsgarten angeboten und für die Gründung einer "Wein-Paten"-Kindergarten-Gruppe zur Pflege der experimentellen Weinpflanzung geworben. 

Nun ist die natürliche Natur in der Umgebung erstmal grösstenteils "weg". Verschwunden sind alle Brombeer- und Himbeer-Sträucher entlang der Wiesen-Ränder, ein "Reine-Claude Kirschbaum", ein kleiner Nadelholz-Wald, der unter Anderem als langjähriger Ersatz-Nistplatz einer Falkenfamilie diente, die zuvor in einer Tannenreihe am Strassenrand der Nassauer Strasse unterhalb des Schulhauses nistete, bis 2010/11 ihr Nistbaum dort gefällt wurde. Weg ist auch die Wiesenvegetation und somit die Ernährungsgrundlage einer grossen Zahl von Tagfaltern und Käfern, nicht zuletzt der seltenen Meloe violaceus. Besonders betrüblich ist auch der Verlust des bereits mehrere Jahrzehnte alten Chinesischen Urwelt-Mammutbaumes, der als besondere Pflanze die Rückseite des Schulhausgartens zierte und dort vermutlich von Lehrer Gross Anfang der 1970iger gepflanzt worden war - eine traurige Parallele zum Verlust zweier Bäume derselben Pflanzenart Metasequoia glyptostroboides, die im Hauseingangsgarten des CID Institutes in den Jahren 2009 und 2010 von Einheimischen zweimal absichtlich und gezielt "geschlachtet" worden waren.





"Die Natur" wurde wohl als Gefahr für die Kita-Kinder zusammenanalysiert und "aus Sicherheitsgründen" exekutiert. Nun ist sie weg und eine Umzäunung des Kinderspielplatzes soll desweiteren zum Konzept der naturnahen Erziehung beitragen, so als habe der Weilmünsterer Waldkindergarten bei der Planung Pate gestanden, oder ? Brombeeren gibt´s ja auch beim Aldi in der Schale oder in der Konservendose. Da sind sie auch sterilisiert und haben keine Dornen ...

In Weilmünster sollte man in Zukunft "die Natur" aus Sicherheitsgründen sowieso nur noch in Dosen im Aldi anbieten, damit man rechtzeitig lernt, was Natur ist.



Aktualisierung : 16. März 2022 9:33

Text, Edition & Fotos :  Dipl. Biol. Peter Zanger

www.cid-institut-de.blogspot.de














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